Stellungnahme des DBRD zur Position der AGSWN zur Notfallversorgung vom 30.07.2025
Der DBRD begrüßt die Stellungnahme der AGSWN zur Notfallversorgung. Im Fokus steht hier im Besonderen die qualitative Optimierung der Ausbildung zukünftiger Notärzte und die überfällige bedarfsgerechte Notarztverwendung. Notfallsanitäter sind dafür ausgebildet, einen beträchtlichen Anteil an Notfällen eigenverantwortlich und ohne Notärzte zu bewältigen. Wir unterstützen das Bestreben der AGSWN, Notarztindikationen nun endlich am tatsächlichen Versorgungsbedarf auszurichten und auf Qualität und nicht mehr auf Quantität zu setzen. Bereits seit langem plädieren wir für eine Anpassung von Notarztindikationskatalogen, um Notarztressourcen zu schonen und unnötige Alarmierungen zu verhindern. Wir wissen bereits jetzt, dass nur 11 bis 16% der derzeitigen Notarzteinsätze überhaupt gerechtfertigt sind. Vor dem Hintergrund einer massiv verbesserten Ausbildung von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern mit einem umfangreichen eigenverantwortlichen Versorgungsportfolio dürften diese Zahlen noch geringer ausfallen. Diesbezüglich verweisen wir auf den von uns veröffentlichten Notarztindikationskatalog, der all den berechtigten Forderungen der AGSWN gerecht wird.
Zurecht fordert die AGSWN Strategien gegen zunehmenden Personalmangel. Dieser Forderung schließen wir uns ausdrücklich an und sehen als DBRD die zukünftig mangelnden personellen Ressourcen als eine der größten Herausforderungen. Weiterer Personalzuwachs ist nicht zu erwarten, da Personal bereits jetzt kaum noch zur Verfügung steht. Wir freuen uns, dass die AGSWN richtigerweise die seit langem bestehende Forderung des DBRD nach struktureller Aufwertung der Notfallsanitäter aufgreift. Dies führt zur Sicherstellung der Versorgung mit dem Patienten im Mittelpunkt, zu Berufszufriedenheit und zur dauerhaften Personalkonsolidierung im Rettungsdienst.
Die Aufwertung der wichtigen Ressource der Rettungssanitäter ist ein wichtiger Baustein zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Teamleistung. Diesbezüglich sprechen wir uns auch für mehr Kompetenzen der Rettungssanitäter aus und haben hierzu entsprechende Algorithmen speziell auf den Bedarf dieser Qualifikationsstufe zugeschnitten, entwickelt und veröffentlicht.
In diesem Zusammenhang begrüßt der DBRD den hier genannten indikationsgerechten und qualitätsorientierten Einsatz erfahrener Notärzte. Notärzte werden durch die Veränderungen der Versorgungsrealität und der Übernahme vieler Versorgungen durch Notfallsanitäter in Zukunft nur noch bei Notfällen benötigt, bei denen die Kompetenzen der Notfallsanitäter nicht ausreichend sind. Bei diesem geringen Teil an besonders kritischen Einsätzen benötigen wir aber besser qualifizierte Notärzte.
Ausdrücklich begrüßen wir die überfällige Forderung nach einer Reform der Notarztausbildung. Die von der AGSWN vorgeschlagenen Anforderungen sind geeignet, einen wesentlichen Beitrag zu den angestiegenen Anforderungen an Notärzte zu leisten.
Auch die in diesem Statement geforderte regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen für Notärztinnen und Notärzte sollte eigentlich heute schon Standard sein. Zur Sicherstellung der geforderten Weiterentwicklung der Zusammenarbeit im Rettungsteam müssen Fortbildungen im Team gemeinsam mit dem Rettungsfachpersonal stattfinden. Die Forderung der AGSWN nach zertifizierten Kursen mit regelmäßiger Auffrischung in Reanimation, pädiatrischer Versorgung und Traumaversorgung unterstützen wir ebenfalls ausdrücklich. Dies sorgt für eine qualitativ hochwertige Notarztausbildung. Eine dem Rettungsfachpersonal angeglichene Mindeststundenzahl in Bezug auf die Jahresfortbildungspflicht für Notärzte von 30-40 Stunden halten wir für sachgerecht.
Notärztliche Rezertifizierung und Begleitung in Form von Supervision zum Nachweis notärztlicher Qualität sind genauso geeignet wie der genannte „Line Check“, um die zukünftig geforderte hohe Leistung und Qualität im notärztlichen Bereich zu sichern. Aus Sicht des DBRD kann dies aber nur gelingen, wenn es sich um besonders qualifizierte und erfahrene Supervisoren-Teams aus geschulten, erfahrenen Notfallsanitätern und Notärzten handelt. Die momentane Ausrichtung der Qualifizierung von Telenotärzten ist hierfür aus Sicht des DBRD nicht vorgesehen und ungeeignet. Hier freuen wir uns auf eine offene Diskussion zur Ausgestaltung im Fokus einer optimalen Patientenversorgung.
Wir bedanken uns bei der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Notärzte für diesen innovativen Ansatz und Vorstoß einer qualitativen Aufwertung und zukünftigen Veränderung des Rettungsdienstes.
Für eine konstruktive Weiterführung des Dialogs stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Lübeck, 08.08.2025
Für den Vorstand, Beirat und Ärztlichen Beirat
Frank Flake
1. Vorsitzender
Diese Stellungnahme kann hier als PDF (150kb) heruntergeladen werden.
Das Positionspapier der AGSWN kann hier als PDF (120kb) heruntergeladen werden.
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